Lottomillionen oder Freiheit?

Urs Birchler

Die finanzielle Privatsphäre geniesst einen schlechten Ruf. Dabei geht oft vergessen, wie wichtig sie sein kann. Dies zeigt der (z.B. von Business Insider berichtete) Fall einer Frau aus New Hampshire, die in der Lotterie den „Powerball Jackpot“ gewonnen hat — umgerechnet rund 530 Mio. CHF. Gewonnen, aber nicht abgeholt. Die Frau hat nicht etwa den Lottozettel verloren. Vielmehr traut sie sich nicht, den Gewinn abzuholen, weil New Hampshire (zusammen mit wenigen anderen Bundesstaaten) ein Gesetz kennt, das Lottogewinner(innen) zur Preisgabe ihres Namens und Wohnorts zwingt. Was es bedeutet, wenn landauf, landab bekannt ist, dass Frau X eine halbe Milliarde gewonnen hat, wäre Stoff für einen Roman — kaum mit Happy End für die Gewinnerin. Im besten Fall noch könnte sie mit einer kleinen Privatarmee weiterleben.

Hätte die Frau — mittlerweile von den Medien Jane Doe getauft — einen Trust gegründet, bliebe sie anonym (es gibt also nicht nur böse Trusts). Dazu ist es wohl zu spät. Die Anwälte versuchen nun, das Gericht davon zu überzeugen, dass das Interesse der Gewinnerin an ihrer Anonymität schwerer wiegt als das öffentliche Interesse an der Kenntnis der Lotteriegewinner. In der Zwischenzeit liegt der Jackpot noch bei der Lottogesellschaft, und die Gewinnerin verliert pro Tag 12’000 Franken an Zinsen…

One thought on “Lottomillionen oder Freiheit?

  1. Da kämpfen wir politisch für eine gerechtere Einkommensverteilung. Dann bejubeln wir die Lotto-Könige. Wir sollten die meist ärmliche Bevölkerung, welche Lotto spielt, aufklären, wie gering die Chancen für einen solchen Gewinn sind. Diese täte besser daran, in Aktien zu investieren. Dort sind die Chancen für einen Gewinn weit höher.

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