Freiwilliges Vollgeld?

Urs Birchler

Gemäss Presseberichten (NZZ, Reuters) plant eine Gruppe von gegenwärtig sechs Banken die Einführung einer digitalen Geldeinheit namens USC (utility settlement coin, nicht zu verwechseln mit der bestehenden Crypto-Währung USC).

Was ist USC und was ist es nicht?

  1. USC ist keine Währung wie Bitcoin, sondern lediglich eine Form, Guthaben in einer bestimmten Währung, z.B. CHF, zu halten. USC-Einheiten können jederzeit 1:1 in Bankguthaben umgetauscht werden.
  2. Der Sinn von USC ist ein anderer: der eines Zahlungsmittels innerhalb einer Blockchain-Technologie. Die Banken erhoffen sich durch Einsatz der Blockchain-Technologie raschere und billigere Überweisungen im Vergleich zu heute, wo eine Börsentransaktion via Bank abgewickelt wird mit um bis zu drei Arbeitstagen verzögerter Gutschrift und Belastung.
  3. USC sind jederzeit zu 100% durch Guthaben bei der entsprechenden Notenbank gedeckt. Sie sind also im Kern freiwilliges „Vollgeld“ im Sinne der Vollgeld-Initiative.

Verstehe ich das falsch? Die Vorteile einer Blockchain-Technologie überwiegen die Nachteile einer (unverzinslichen) Volldeckung (in Notenbankgeld) der von Banken ausgegebenen Zahlungsmittel? Das wäre noch die Pointe: Die Banken setzen die (ihnen offiziell verhasste) VGI um, bevor wir darüber abgestimmt haben.

One thought on “Freiwilliges Vollgeld?

  1. Die Frage ist berechtigt, was der wahre Grund dafuer sein koennte. Da wird eine andere technische Art von elektronischen Zahlungsmitteln lanciert, welche offenichtlich den Banken Kosteneinsparungen bringen soll. Aber mindestens ebenso wichtig fuer sie: Sie ziehen damit mit der sie immer staerker bedrohenden innovativen Fintech-Konkurrenz gleich (glauben sie….). Und der Kunde? Er soll auch bei einem steigenden Zinsniveau keine Verzinsung seiner Zahlungsmittel hinnehmen. Wofuer? Fuer einen angeblich noch schnelleren Zahlungsverkehr? Fuer eine schlicht behauptete, aber eben niemals auf Zeit und Ewigkeit garantierte 100% Deckung mit Zentralbankgeld? Nota bene: Diese besteht faktisch bereits heute fuer alles Giralgeld. Das kam nicht etwa aus Einsicht, sondern als unbeabsichtigte Nebenfolge der SNB-Bilanzausdehnung im Rahmen ihrer Wechselkursmanipulationen. Soll nun schlicht eine bereits bestehende Tatsache als neues Qualitaetsmerkmal vermarktet werden? Nur eine Auslagerung aus der Bankbilanz gaebe mir als Kunden die Sicherheit, die ich brauche und die Unabhaengigkeit, die mir in einem liberalen Wirtschaftssystem zustuende. Genau das soll mit dieser Aktion vermieden werden.

    Die Frage sei erlaubt, warum eigentlich die Vollgeld-Gegner das Fuehren von Zahlungsverkehrskonten ausserhalb der Bankbilanz ablehnen, gleichzeitig aber – analog – ihr Wertschriftendepot nicht als blossen Anspruch an die Bank abtreten wollen, was es eben waere, wuerde es innerhalb der Bankbilanz gefuehrt.

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