Das Geld: Europas Schicksal?

Urs Birchler

Bei Frühjahrs-Aufräumen meines Arbeitszimmers (endlich!) kam neben manch anderem eine Postkarte von De Nederlandsche Bank mit einem historischen Zitat zum vorschein:

L’Europe se fera par la monnaie ou ne se fera pas.

Es stammt vom französischen Ökonomen und Finanzexperten Jacques Rueff (1896-1978), einem Berater von General De Gaulle und datiert von 1949. Rueff, ein Liberaler mit Hang zum Goldstandard, beeinflusste Frankreichs kritische Haltung zum Bretton-Woods-System und der auf ihm beruhenden amerikanischen Defizitwirtschaft stark (nachzulesen hier). De Gaulle erklärte dem Dollarstandard 1965 den Krieg und rettete Frankreich viel Gold anstelle von (später stark abgewerteten) Dollars.

Rueff traute dem politischen Einfluss auf das Geld in keiner Weise. (Dank Rueff heisst die „Währung“ des IWF „Sonderziehungsrechte“ und nicht „Currency Reserve Unit“, da er eben keine Währung in der Hand des IWF wollte.) Mit dem Zitat meinte Rueff, dass Europa nur auf einem gesunden (d.h. dem politischen Einfluss entzogenen) monetären Fundament gedeihen könne. Die Idee, „Europa“ mit Hilfe des EURO zu erzwingen, wäre eine Pervertierung des Zitats. Leider eine, die sich bei den Euro-Politikern durchgesetzt hat. Ihnen würde Rueff wohl eher sagen: „L’Europe se défera par la monnaie.“

One thought on “Das Geld: Europas Schicksal?

  1. Die Geldproduktion der Politik zu entziehen ist ein erster, jedoch nicht ausreichender Teil auf dem Weg zu besserem Geld. Solange der Preis des Geldes noch immer von einzelnen wenigen festgesetzt wird, ist dies eine Anmassung von Wissen sondergleichen. Den Planenden fehlt das Wissen aus erster Hand, dieses Wissen können auch die besten Planer nicht haben (Wissenstheorem). Erst wenn die spontane Ordnung des Marktes die Preisfestsetzung vornehmen kann, kann gutes Geld entstehen. D.h. erst wenn die wichtigste Preisinformation einer Marktwirtschaft – der Zins – im Markt entsteht, gibt es keine Über- oder Unterproduktion bzw. Fehlallokation von Geld mehr. Solange dies nicht zugelassen wird, wird es stets Fehlanreize in der Investitionstätigkeit geben, Investitionen, die unter Marktpreisen nicht rentabel werden, werden getätigt, etc. Siehe auch die aktuelle Asset-Pricebubble. Es braucht also nicht nur eine Entpolitisierung der Geldproduktion, sondern eine Entnationalisierung des Geldes, ein Marktgeldsystem.

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