House of Debt

Urs Birchler

Ferienlektüre ohne Schuldgefühle! Die beiden Autoren Atif Mian (Princeton) und Amir Sufi (Chicago Booth) erklären in The House of Debt leichtfüssig und gleichzeitig höchst ernsthaft die Finanz-, sprich: Schulden-Krise. Besonders sympathisch (und vertrauenerweckend): Alles ohne Schuldzuweisungen. Die Autoren glauben zudem, ein Rezept gefunden zu haben, wie in Zukunft solche Katastrophen vermieden werden könnten.

Zunächst, in Stichworten, die Diagnose:

  • Fundamentaler Auslöser der Krise war die Verschuldung der Haushalte (die sich in den USA von 2000-2007 verdoppelt hat), vor allem die Hypothekarschulden. Diese erlaubten eine Überbewertung der Immobilien.
  • Der unvermeidliche Preisrückgang am Immobilienmarkt schadete dem Konsum. Er traf die ärmeren Hypothekarschuldner am härtesten, da diese über die dünnsten Eigenmittelpolster verfügen. Gerade sie wären aber diejenigen, die von jedem Franken am meisten ausgäben.
  • Die Rezession wurde massiv verschärft durch die foreclosures (Vollstreckung überfälliger Schulden und Pfandverwertung). Diese führen zu einer Abwärtsspirale und verschärfen die Arbeitslosigkeit. (Auch die scharfe Rezession in Spanien hat mit den dortigen rigiden Vollstreckungsregeln zu tun.)
  • Besonders ungünstig waren die Verbriefung, die Tranchierung und der Weiterverkauf der Schulden, weil dadurch eine Umschuldung praktisch verunmöglicht wurde.
  • Das Grundproblem liegt in der Struktur des Schuldvertrags, besonders in der Sicherung durch Grundpfand. Diese schützt den Gläubiger, d.h. die in der Regel reichere und damit risikofähigere Partei. Der Schuldner trägt daher zu viele und vor allem die falschen Risiken, d.h. solche, auf die er selbst keinen Einfluss hat, wie z.B. Konjunkturschwankungen.

Die Autoren schlagen deshalb eine Abkehr vom klassischen Schuldvertrag vor. Der Rückzahlungsbetrag sollte nicht fix festgelegt werden, sonder flexibel auf die Wirtschaftlage Rücksicht nehmen. Ein solcher bedingter Schuldvertrag wäre näher bei einer Aktie als die heute üblich Verträge mit genau festgelegtem Rückzahlungsbetrag. Notfalls müsste der Staat die Rückzahlungsbedingungen aufweichen, wenn die Probleme der Schuldner nicht in deren eigenem Verhalten wurzeln, sondern durch gesamtwirtschaftliche Störungen bedingt sind. Auch hätte der Staat, wenn schon, gescheiter den ärmeren Schuldnern geholfen anstatt den grossen Banken.

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