Wahlanalyse: Das Schulden-Einmaleins

Die Wahlresultate in Frankreich und Griechenland, so meldet beispielsweise der Tagesanzeiger seien ein Votum „gegen den rigiden Sparkurs Europas, wie ihn Deutschland seinen Partnern aufgezwungen hat“. Wofür aber stimmt man, wenn man gegen das Sparen stimmt?

Ein Staat kann mit seinen Schulden auf vier [korr.] Arten umgehen:

  1. sie mit eigenem (gespartem) Geld zurückzahlen,
  2. sie mit neu geborgtem Geld zurückzahlen (refinanzieren),
  3. sie mit neu gedrucktem Geld (d.h. real nur teilweise) „zurückzahlen“,
  4. sie nicht zurückzahlen (Bankrott erklären).

Nun ist also Variante 1 politisch „out“. Variante 2 geht aber nur, wenn jemand neues Geld zur Verfügung stellt. Wer soll aber Geld geben, wenn der Schuldner das Sparen ausdrücklich ablehnt. Also ist Variante 2 auch out. Variante 3 ist im europäischen Verbund auch out, da die einzelnen Staaten kein Geld mehr drucken können (für die EZB lassen wir für einmal die Unschuldsvermutung gelten). Damit bleibt als einzige die Variante 4, der offene Staatsbankrott.

Man wird ja wohl noch für den Staatsbankrott stimmen dürfen!? Gewiss, nur hätte ich dann wohl nicht noch den culot, die Finanzmärkte und die Deutschen anzuschwärzen, wenn sie die Botschaft verstehen und nichts mehr geben.

P.S.: Die Baron-von-Münchhausen-Variante, wonach der bankrotte Staat mit noch mehr Ausgaben jenes Wirtschaftswachstum erzeugt, das dank zusätzlicher Steuern die Ausgaben finanziert, lasse ich dort, wo sie hingehört — im Märchenbuch.

7 thoughts on “Wahlanalyse: Das Schulden-Einmaleins

  1. „Ein Staat kann mit seinen Schulden auf drei Arten umgehen“

    Also, bis vier zählen ist eigentlich die Voraussetzung dafür, dass man über das Einmaleins schreiben kann 🙂

    Ansonsten guter Kommentar!

  2. Es gibt ja die von den Wahlverlierern propagierte Variante 5:
    Sparen, sparen, sparen und damit unglaubliches Wirtschaftswachstum erzeugen und die momentan immer grösser werdende Arbeitslosigkeit senken.

    Klingt für mich auch wie aus dem Märchenbuch, nicht?
    Oder soll die gesundgeschrumpfte Wirtschaft tatsächlich plötzlich wieder all die Arbeitsplätze zur Verfügung stellen, die zuvor zerstört worden sind? Häh? Bitte erklären.

  3. @Variante5:
    Jeder Euro, der zum Decken der Staatsschulden verwendet werden muss, könnte auch in die Wirtschaft investiert werden. Arbeitsplätze werden durch Investitionen geschaffen.

    Ob durch die Neuverschuldung Arbeitsplätze geschaffen werden, hängt davon ab, ob der Staat dieses Geld investiert oder nicht. Investiert er es, entstehen neue Arbeitsplätze. Werden mehr Sozialleistungen bezahlt, wird es konsumiert und es entstehen keine neuen Arbeitsplätze.

  4. EU: Nord-Süd-Gefälle fatal für den Euro!

    Es zeigt sich nun deutlich, dass die überhastete Einführung des Euro für die wirtschaftlich schwachen Länder der Euro-Zone ein grosser Fehler war. Die Senkung von Nominallöhnen müsste parallel zur Senkung der Preise für Inlandgüter und -dienstleistungen vor sich gehen. Dies ist politisch weit anspruchsvoller als es eine Beibehaltung der eigenen Währung gewesen wäre. Heute ist es dazu wohl zu spät. Man hat allgemein den Eindruck, dass die EU mit ihrer Vereinheitlichungspolitik viel zu rasch voranschreitet. Ist dies ein Zeichen dafür, dass sich alternde PolitikerInnen in den EU-Gremien noch rasch ein Denkmal setzen wollen?

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